Auszug aus der Studie „Evaluierung der Erwerbskarrieren von FiT-Absolventinnen in Österreich 2022 (Bergmann et al.)

Allgemeine Informationen

Das Programm „Frauen in Handwerk und Technik (FiT)“ ist ein wichtiger Bestandteil des arbeitsmarktpolitischen Frauenprogramms des AMS. Ziel ist es, Frauen zu motivieren, auch in nicht traditionellen Berufsfeldern Fuß zu fassen und so einen wichtigen Beitrag im Rahmen der Gleichstellung zu leisten. ZIB Training bietet seit über 13 Jahren ganz spezielle Programme in diesem Bereich an.

Die L & R Sozialforschung beschäftigte sich 2022 mit den Erwerbskarrieren von FiT-Absolventinnen in Österreich. Im Fokus der Evaluierung standen die Karrieren, welche Frauen nach Absolvierung des FiT-Programms zwischen 2015 und 2020 aufgenommen haben. Untersucht wurden mehrere Bereiche. Einerseits wurden die Daten des AMS, welche insgesamt 8.228 Frauen beinhalten, analysiert und ausgewertet. Andererseits wurden 982 FiT-Absolventinnen online zum Thema befragt und mit 18 Unternehmen wurden dahingehend Interviews geführt.

FiT-Absolventinnen im Überblick

Mit 24 % entfällt auf Niederösterreich der größte Anteil an FiT-Absolventinnen. Hinsichtlich des Alters kann festgemacht werden, dass es in Niederösterreich kaum Teilnehmerinnen unter 18 Jahren gibt. Ansonsten ist die Verteilung der Altersgruppen in den einzelnen Bundesländern ziemlich ähnlich. Es werden sowohl junge Frauen zwischen 18 und 24 Jahren, aber auch jene im mittleren Alter und Frauen zwischen 40 und 49 Jahren betreut.

Rund 80 % der FiT-Absolventinnen verfügen über geringes oder mittleres Ausbildungsniveau bei Einstieg in das Projekt. Maturantinnen und Akademikerinnen sind generell in ganz Österreich eher wenig im Projekt vertreten.

Die überwiegende Mehrheit der befragten Absolventinnen war bereits vor der FiT-Teilnahme erwerbstätig. Im Wesentlichen kamen die Befragten aus diesen Berufsfeldern:

Erstaunlich ist, dass der Großteil (67 %) in der Vergangenheit einen Beruf ausübte, der keine oder überwiegend keine handwerklichen, technischen oder IT-bezogenen Tätigkeiten beinhaltete. Ziel von rund der Hälfte aller Teilnehmerinnen war es, das Programm mit einer Lehre abzuschließen. Gut 20 % strebten einen FH-Studiengang oder eine Facharbeiter_innenintensivausbildung an.

Karriere nach FiT

Seit Absolvierung des FiT-Programms waren mehr als 90 % der Frauen bereits erwerbstätig. Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass fast die Hälfte der Absolventinnen schon innerhalb weniger Tage nach Beendigung des Projekts eine passende Arbeitsstelle finden konnten. Beliebte Arbeitsfelder der FiT-Frauen sind:

Die befragten Absolventinnen teilten mit, dass sie zur Ausbildung passende Tätigkeiten ausführen und einen positiven Effekt auf finanzieller Ebene verzeichnen.

Über 70 % der Frauen sind der Meinung, dass der Betrieb in dem sie tätig sind drauf achtet, dass auch weibliche Mitarbeiterinnen die Karriereleiter hinaufklettern können. Selbes gilt für die gleiche Chance für Frauen und Männer an der Teilnahme betrieblicher Weiterbildungen. 87 % der Befragten geben an, dass ein angenehmes Arbeitsklima zwischen weiblichen und männlichen Mitarbeiter_innen herrscht. Grundsätzlich kann aus der Befragung abgeleitet werden, dass größere Betriebe in den meisten gleichstellungsfördernden Aspekten besser abschneiden als Klein- und Mittelbetriebe. Vor allem in Bezug auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird die Möglichkeit zur Anpassung der Arbeitszeiten sowie der problemlose Wiedereinstieg nach Elternkarenz gefordert.

Nicht alle Absolventinnen bleiben in den FiT-Berufsfeldern tätig. Ursachen für einen Ausstieg sind oftmals zu hohe Belastungen (sowohl psychisch als auch physisch), keine oder geringe Aufstiegschancen im Unternehmen, fehlende Wertschätzung oder auch unangemessene Entlohnungssysteme. Vor allem Frauen ab 40 haben es, trotz hoher Bewerbungsaktivität, besonders schwer eine passende Stelle zu finden. Bei den jungen Absolventinnen ist der Hauptgrund für den Nicht-Einstieg in das Berufsfeld Handwerk/Technik/IT größtenteils der Wunsch nach zusätzlichen Aus- und Weiterbildungen. Trotz allem sehen mehr als die Hälfte der Befragten weiterhin eine Stelle in dieser Branche als Wunschberuf an.

FiT und Unternehmen

Im Hinblick auf die Erfahrungen und Ansichten der Unternehmen, wurden 18 Betriebe unterschiedlicher Größe interviewt. Erfreulich war, dass rund 40 % schon einmal FiT-Frauen im Unternehmen beschäftigt haben. Ein Großteil der Unternehmen strebt eine weitere Erhöhung des Frauenanteils in nicht-traditionellen Berufen an. Spezifische Angebote, wie flexible Arbeitszeiten, Workshops und die Förderung von Frauen in Führungspositionen, sollen dazu verhelfen, handwerklich-technische Berufe auch für die weibliche Bevölkerung attraktiv zu gestalten. Trotz all der Bemühungen seitens der Unternehmen ist die Suche nach weiblichem Personal dennoch schwierig. Vor allem Führungspositionen trauen sich Frauen oftmals nicht zu. Fehlende Role Models und die vorliegende Unvereinbarkeit von Familie und Beruf, aufgrund unflexibler Arbeitszeiten in vielen FiT-Berufen, verstärken dieses Phänomen.

Resümee

Die Zielgruppe der FiT-Absolventinnen ist vielfältig und breit gestreut. Ein Großteil der Befragten konnte innerhalb kürzester Zeit ein Arbeitsverhältnis im gewünschten Bereich aufnehmen. Zudem bedeutet die Absolvierung des FiT-Programms für viele Frauen eine berufliche Höherqualifizierung, insbesondere für jene mit niedrigem Bildungsniveau. Für viele Frauen sind die Rahmenbedingungen in den Betrieben ein ausschlaggebendes Argument für oder gegen den Job. Von besonderer Bedeutsamkeit sind hier karriereförderliche Rahmenbedingungen sowie Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Unangemessene Entlohnung, ein schlechtes Betriebsklima, fehlende Wertschätzung sowie psychische und physische Belastung zählen zu zentralen Gründen für einen Ausstieg aus der Branche. Verbesserungspotential wird hinsichtlich der betrieblichen Zusammenarbeit sowie Frauen in Green Jobs gesehen.