Am 09.06.2022 lud ZIB Training zum „Businesstalk – Mit Frauenpower zur Energiewende“, bei der rund 50 Personen begrüßt werden konnten. Im Fokus standen die Projekte „Frauen in Handwerk und Technik“ sowie die „Punktgenaue Qualifizierung“.

Gäste des Businesstalks

Beide Initiativen sind vom AMS gefördert und werden von ZIB Training umgesetzt. Ziel ist, auf eine Qualifizierung im handwerklich-technischen Bereich neugierig zu machen. Das betrifft vor allem jene Lehrberufe, in denen der Frauenanteil unter 40 % liegt.

Bisher über 1.000 Teilnehmerinnen

Frauen sind eine zentrale Stütze, um die aktuellen Herausforderungen am Arbeitsmarkt und in der Energiewende anzugehen. Seit Jahren arbeitet ZIB Training im Auftrag des AMS daran, handwerklich-technische oder technologische Berufe „an die Frau zu bringen“. Bisher haben über 1.000 Frauen über die P.Qu den Sprung in eine neue berufliche Zukunft geschafft und sind über den zweiten Bildungsweg z.B. Augenoptikerinnen, Zahntechnikerinnen oder Recyclingfachfrauen geworden.

Monika Forsthuber, MBA Geschäftsführung ZIB Training GmbH

„Es geht nur kooperativ“

Mag.a Maria Aigner, Gleichstellungsbeauftragte Arbeitsmarkt des AMS NÖ, hebt in ihrem Statement beim Businesstalk hervor, dass Wirtschaftsförderung gleichzeitig auch Frauenförderung sei. „Es geht nur kooperativ!“, stellt sie fest. Gemeint ist damit das enge Zusammenspiel zwischen AMS Niederösterreich, den Ausbildungsbetrieben, den interessierten Frauen und ZIB Training Mitarbeiter_innen. Jede_r Einzelne trägt dazu bei, dass FiT und P.Qu als Erfolgsprojekte gelingen.

Mag.a Maria Aigner, Gleichstellungsbeauftragte Arbeitsmarkt des AMS NÖ

Teilnehmerinnen berichten

Welch tiefgreifende Lebensveränderung ein handwerklich-technischer Lehrabschluss ist, davon berichteten zwei ehemalige P.Qu-Teilnehmerinnen aus der Anfangszeit des Projektes. Simin Kaindl, Wirtschaftsstudienabsolventin und Frauenrechtlerin verließ ihre Heimat und landete eher zufällig in Österreich: „Eigentlich wollte ich nach Kanada, irgendwie bin ich in Wr. Neustadt hängen geblieben“, erzählt sie. Sie absolvierte Deutschkurse und machte 2017 ihren Lehrabschluss zur Augenoptikerin. Aufgrund ihrer Leistungen erhielt sie 2019 die österreichische Staatsbürgerschaft. Mittlerweile hat sie sich erfolgreich in Betrieb und Beruf bewährt, die Filialleitung eines Optikergeschäftes steht im Raum.

Belinda Starkl ist in ihrem Erstberuf ausgebildete Köchin. „Das war auch schon ein Beruf, wo es eher weniger Frauen gab.“, erinnert sie sich. Nach 8 Jahren Küche sattelte sie um und entschied sich für die Ausbildung zur Zahntechnikerin. 2015 folgte die Lehrabschlussprüfung, die sie mit Auszeichnung abschloss. Heute steht die erfolgreiche Frau nicht nur kurz vor ihrer Meisterinnenprüfung, sie arbeitet nach wie vor in ihrem Ausbildungsbetrieb. „Ich gehöre zum Inventar.“, sagt sie.

Für beide Frauen sei die Entscheidung für einen technischen Beruf die richtige gewesen, betonen sie.

Simin Kaindl (Augenoptikerin)
Belinda Starkl (Zahntechnikerin)

Unternehmer_innen sehen Chance

In der anschließenden Podiumsdiskussion wurden Teilnehmerinnen, Unternehmer_innen sowie das AMS um ein Statement zum Thema Energiewende und Arbeitskräfte gebeten.

Petra Geringer-Martinsich, Key-Account Management AMS NÖ, unterstreicht etwa, wie gut im Moment die Chancen für Bewerberinnen im Bereich Technik sind. Entwicklungsbedarf sieht sie aber bei Themen wie Kinderbetreuung oder bei der inhaltlichen Weiterentwicklung der klassischen Lehrberufe.

Jörn-Henrik Stein, Geschäftsführer von S3D Repro GmbH, erzählt, dass 50 % seiner Belegschaft weiblich ist. Ob ein Beruf besser für Frauen oder eher für Männer geeignet ist, ist für den Inhaber des Druckhauses nicht so wichtig. Wesentlich ist für ihn, dass die Arbeit von einer qualifizierten Person erledigt wird.

Dr.in Maria-Christina Brunauer, die mit ihrem Unternehmen Novapecc mit der TU Wien zusammenarbeitet, hat mir ihrer Mitarbeiterin Dr.in Ilyina-Brunner Katsiaryna die ideale Mitarbeiterin zur Beforschung von wasserstoffbasierter Energie gefunden. Ilyina-Brunner, in P.Qu-Ausbildung zur Labortechnikerin Chemie, hat ihr Physikstudium nun mit der Chemietechnik vereint und findet darin ihre Passion. Mit der Aussage „Frauen traut euch!“, möchte sie auch andere Frauen ermutigen.

Michaela Knedlik, ebenfalls eine P.Qu Teilnehmerin, betont in der Podiumsdiskussion wie wichtig Berufe im Umweltbereich sind. Als angehende Entsorgungs- und Recyclingfachfrau gehört sie zu einer Gruppe von 12 Personen österreichweit (!), die diese Ausbildung in Angriff genommen haben. In Kürze wird sie zur Lehrabschlussprüfung antreten und sich wahrscheinlich keine Sorgen wegen fehlender Jobangebote machen müssen.

Dr.in Maria-Christina Brunauer, Dr.in Katsiaryna Ilyina-Brunner, Michaela Knedlik, Jörn-Henrik Stein und Petra Geringer-Martinsich

Mit Frauenpower in die Zukunft

An den Berufsbiografien der (ehemaligen) P.Qu Teilnehmerinnen ist erkennbar, wie wichtig die Förderung von Frauenprojekten für jede einzelne Teilnehmerin ist. Wenn sich Frauen außerdem für Berufe in nachhaltigen Wirtschaftszweigen entscheiden, werden sie die Zukunft maßstäblich mitprägen.

Visuelle Veranstaltungsdokumentation © www.karinhofmann.com

Mehr?

Mehr über die Frauenprojekte von ZIB Training findet man für das Mostviertel hier und für das Industrieviertel hier sowie auf den Informationsseiten des AMS.